von Isabel Lenuck
An diesem Freitag regnete es in Strömen. Die Regentropfen prasselten nur so gegen die Scheiben. Ab und zu blitzte es. Dann wurde der graue Himmel für einen Augenblick rosaviolett und sah wunderschön aus.
„Gewitterwarnung für morgen“ hatte Mama gestern gemurmelt, kurz bevor sie wieder nach Hause ging und Lenny noch einen Kuss auf die Wange drückte. „BÄH“ machte Lenny automatisch und dreht den Kopf zur Seite: „Küsse.“
Aber als Mama dann weg war, drückte er mit seinem Finger noch lange auf seine Wange. So, als ob er Mamas Kuss dadurch festhalten konnte.
Schon wieder leuchtete ein Blitz quer über den Himmel. Lenny begann zu zählen: Ein Krokodil, zwei Krokodile, drei Krokodile. „Gewitter rechnet man mit Krokodilen aus.“ Hatte sein bester Freund Samir ihm mal erklärt, als sie sie vom Fußballtraining zusammen nach Hause liefen. „Krokodil zu sagen, dauert etwa eine Sekunde.“ Sagte Samir. „Wenn es blitzt, fängst du an zu zählen. Ein Krokodil, zwei Krokodile, drei Krokodile. Und wenn es donnert, hörst du auf. Dann musst du nur die Anzahl der Krokodile mit 5 malnehmen. Jetzt weißt du, wie viele Kilometer das Gewitter noch von dir entfernt ist. Ganz einfach. Drei Krokodile mal fünf sind 15 Kilometer. Das Gewitter ist also weit weg. Kein Problem. Wenn aber zwischen Blitz und Donner kein Krokodil mehr reinpasst, ist das Gewitter direkt über dir.“ Samir grinste zwischen seinen Zahnlücken hindurch. „Und dann solltest du besser schnell verschwinden.“
Lenny seufzte. Er vermisste seinen Freund. Und auch das Fußballspielen.
Da, ein Blitz! „Ein Krokodil, zwei Krokodile, drei Krokodile.“ Samir hatte nie Angst. Er würde bestimmt nicht mal dann wegrennen, wenn ihm das Gewitter auf die Schulter klopfte. Höchstens „Hallo Gewitter, wie geht’s!“ würde er sagen. So mutig war er.
„Vier Krokodile.“ Immer noch kein Donner. Lenny gab auf. Es war zwecklos, Krokodile zu zählen. Hier drinnen konnte man den Donner sowieso nicht hören, denn die Fenster der Kinderklinik waren immer verschlossen. Nicht etwa, damit die Kinder nicht aus Versehen herausfielen. Nein, es war wegen der Luft. Die musste für die kranken Kinder immer ganz besonders sauber sein. Deshalb kam auch alle Luft in der Kinderklinik aus der Klimaanlage.
Lenny fand die Klimaanlagen-Luft ziemlich langweilig. Sie war nicht wie die richtige Luft draußen, die nach Frühling, Zuckerwatte, Regen oder Autoabgasen schmeckte. Die Klimaanlagen-Luft war kühl und schmeckte trocken. Manchmal brannte sie sogar im Hals. Mama bemerkte keinen Unterschied. „Die Luft ist total normal.“ Aber die musste sie ja auch nicht Tag und Nacht einatmen!
Die Regentropfen prasselten gegen die Scheibe und bildeten kleine Autostraßen. Lenny kannte das schon „Na, ihr kleinen Pupsis. Wollt ihr wieder Autorennen spielen? Los geht’s!“ Er suchte sich einen der herabfließenden Regentropfen aus und das Spiel begann.
Heute fuhr sein Zeigefinger mit dem blauen Rennwagen. Der hieß „schneller Blauer“. Nach einem super Start ging er gleich in Führung. Andere Tropfen drängelten sich heran und versuchten zu überholen aber Lenny ließ keinen vorbei!
Schnell fuhren Tropfen und Finger nach links, rechts, dann wieder nach links. Aber dann wurde „Schneller Blauer“ plötzlich langsamer. Er verlor an Kraft! Am Ende verlor er gegen zwei Tropfen aus dem roten Team. „Macht nichts, nächste Runde!“ Auf die Plätze, fertig, los!
Plötzlich tauchte auf seiner Fensterscheiben-Rennstrecke ein ziemlich großer Finger auf. Es war der Finger von Tarik, seinem Gesundheits- und Krankenpfleger. „Hi Tarik!“ sagte Lenny, ohne den Blick von seinem Rennwagen zu nehmen. „Hi Lenny!“ sagte Tarik.
Tarik nahm den gelben Wagen. „Na warte!“ zischte Lenny. „Du hast keine Chance!“ Aber wieder verlor „Schneller Blauer“. Und auch in der dritten Runde hatte er kein Glück. Jetzt hatte Lenny keine Lust mehr auf Autorennen. Schlecht gelaunt setzte er sich aufs Bett.
„Krank zu sein ist ganz schön langweilig.“ Murmelte er. Tarik nickte. „Stimmt. Manchmal dauert Gesundwerden ewig lang und man braucht viel Geduld.“
„Pah, Geduld!“ schnaubte Lenny. Geduld hatte er doch nun wirklich schon genug gehabt! Er kannte jeden Winkel hier im Zimmer, jede Steckdose, jedes Möbelstück und jeden Stein! 18 Fußschritte lang war sein Zimmer und 11 Schritte breit. Ein Bett, ein Schrank, ein Nachttisch, ein Fernseher, zwei Türen, drei Lampen, zwei Fenster. Rollos, keine Gardienen. Okay, er hatte einen tollen Blick über die Stadt. Jedenfalls wenn es gerade mal nicht regnete. Aber das war auch schon alles. Und Lenny hatte diese „großartige Aussicht“, wie Mama sie nannte, gründlich satt. Er hatte sie wirklich oft genug angeschaut. Tagsüber und auch nachts, wenn der Mond langsam den Himmel entlangzog.
„Viel lieber wäre ich jetzt unten bei den anderen auf dem Fußballfeld, als hier oben in diesem doofen Krankenzimmer.“ Dachte er bedrückt. Wieder zuckte draußen ein Blitz, wieder leuchtete der Himmel violett, wieder konnte er den Donner nicht hören.
Stattdessen surrte die Klimaanlage leise vor sich hin. Wenn Lenny abends alleine war, stellte er sich manchmal vor, die Geräusche der Klimaanlage wären das leise Brummen von Schiffsmotoren. Er war dann der Kapitän und schon seit Monaten auf See. Die ganze Welt hatte er schon gesehen!
Manchmal waren es auch die Motorengeräusche von Fahrzeugen. Er war dann der Fahrer und fuhr auf der Autobahn, so schnell er wollte. In jedem Land gab es etwas Neues zu entdecken!
Tarik spürte, dass Lenny heute traurig war. Er schwieg. Zusammen starrten sie den Regen an.
„Manche Menschen ärgern sich über den Regen.“ Hatte Mama mal gesagt. „Weil sie nass werden. Aber andere wiederum freuen sich darüber. Blumen etwa, weil sie dann wachsen.“ Regen machte also gleichzeitig Ärger und Freunde.
Plötzlich musste Lenny lachen. „Sell dir vor, Tarik, wie cool es wäre, wenn nicht nur die Blumen bei Regen wachsen würden, sondern andere Dinge auch. Baustellenkräne zum Beispiel.“
Er dachte daran, weil unter seinem Fenster eine riesige Baustelle war. Von hier oben aus, sahen die Bauarbeiter wie kleine Plemo Figuren aus. Ihre kleinen gelben Helme bewegten sich hin und her. Sie stiegen in ihre Mini Bagger und gruben Mini Löcher oder beluden ihre Mini Laster auf und ab und auf und ab. An die langen gelben Giraffenhälse der Baustellenkräne machten sie Stangen, Bretter, Paletten und noch vieles andere mehr fest. Einmal hatten sie sogar einen Bagger quer über die ganze Baustelle gehievt!
So, wie es jetzt gerade regnete, würde der Kran bestimmt richtig schnell wachsen. Vielleicht schaffte er ja heute noch bis zu Lennys Fenster? „Hier bin ich!“ würde er dem Kranführer dann zurufen. Dann würde er sich fest an das Kettengehänge des Krans einhaken, abseilen und über die Wiese wegrennen, so schnell er nur konnte. So wie früher, einfach losrennen, statt immer nur abzuwarten! Das wäre schön!
Lenny seufzte. „Tarik,“ fragte er „sind Krankheiten auch nützlich oder machen sie eigentlich nur Ärger?“
Tarik überlegte. „Das weiß ich nicht. Manche sagen, dass sie sich nach einer überstandenen Krankheit irgendwie stärker fühlen. Aber ob das wirklich stimmt, weiß ich nicht. Schwere Krankheiten jedenfalls machen meistens viel mehr Kummer als Freude.“
Lenny schaute auf seinen Infusionsständer.
„Vielleicht sind Krankheiten auch zu gar nichts gut.“ Sagte Tarik. „Aber leider passieren sie trotzdem. Und dann müssen eben alle versuchen, das Beste draus zu machen. Verstehst du?“
Lenny nickte und hielt ganz still, als Tarik seinen Blutdruck prüfte. Der war gut. Fieber hatte er auch keins. Zum Glück.
Jetzt redeten sie weiter. Lenny überlegte. „Warum gibt es denn überhaupt Krankheiten?“ Tarik zuckte mit den Schultern. „Krankheiten entstehen aus vielen Gründen. Einige sind angeboren, andere werden von Bakterien und Viren verursacht. Manche Menschen werden auch durch Unfälle krank.“ Lenny musste an Samirs Onkel denken. Der war ganz jung und gesund. Dann hatte er einen schlimmen Autounfall und war viele Monate lang sehr krank. Bestimmt zehnmal mussten sie ihn im Krankenhaus operieren.
Jetzt füllte Tarik ein großes Glas Wasser auf und stellte es neben Lennys Tabletten. „Viele, viele bunte Smarties“ würde er bestimmt gleich wieder sagen. Er machte jedes Mal den gleichen lahmen Witz. Aber heute sagte er nichts.
„Es ist ganz normal, auch mal mutlos und verzweifelt zu sein.“ Sprach er stattdessen leise. „Besonders wenn krank ist. Ich kenne niemanden, der immer nur stark und mutig ist.“
Lenny schaute zum Fenster. Er dachte an seinen Freund. „Samir hat bestimmt nie Angst.“ Er vermisste ihn so sehr! Auf einmal wurden seine Blicke wie magisch von einem besonders schnellen Regentropfen angezogen. Dieser Tropfen sauste so schnell, dass er in Nullkommanichts am Fensterrahmen angekommen war. „Was für ein Flitzer. Der will bestimmt zum Fußballturnier“, dachte Lenny. „Mann, ich wünschte, ich wäre auch dabei. Das wäre toll.“
Auf einmal passierte etwas Unglaubliches: Das ganze Zimmer begann sich zu drehen. Krankenbett, Medikamente, Blutdruckmessgerät und sein Infusionsständer flogen immer schneller um ihn herum im Kreis herum. Lenny fühlte sich, als würde er von einem riesigen Staubsaugerrohr weggesaugt werden. Was geschah nur mit ihm?
ROARRR dröhnte es im nächsten Moment laut in seinen Ohren. Plötzlich war er auf der anderen Seite der Fensterscheibe und am Steuer des Regentropfen-Rennautos! ROARRR gab der Tropfen richtig Gas! DROPDOWN 7 stand in knallgelben Buchstaben auf der Motorhaube.
Kopfüber und mit einem Affenzahn fuhr sein Auto die 13 Stockwerke der Hauswand hinunter und bremste erst in letzter Sekunde. Beinahe wären sie auf den Boden geknallt. „Bist du verrückt?“ schrie Lenny. „Um ein Haar wären wir Matsch gewesen!“
Doch DROPDOWN 7 lachte nur, ließ den Motor aufheulen und brauste weiter. „Schnall dich lieber an!“ kicherte er „wir haben es eilig!“
Links, rechts, hoch, runter jagte sein Rennauto kreuz und quer den Bürgersteig entlang. Haarscharf ging es an Hundehaufen und Mülltonnen vorbei, zwischen Kinderwagen und Skatebordfahrern hindurch, über Schotterpisten und Kopfsteinpflaster hinweg.
Immer weiter blieb das Krankenhaus hinter ihnen zurück, immer näher kam der Stadtpark. Lenny fühlte sich wie im Schleuderprogramm einer Waschmaschine, so sehr wurde er durchgeschüttelt. Nicht einmal in seinen aufregendsten nächtlichen Fantasiereisen war er so schnell gefahren! Das hohe Krankenhausgebäude war bloß noch klitzeklein im Rückspiegel zu sehen. Er sah einen Mini Hubschrauber auf dem Krankenhausdach laden. „Ein Schwerverletzter.“ dachte Lenny. „Gut, dass Tarik und seine Freunde immer da sind, um zu helfen.“
Vor ihnen tauchte nun der Stadtpark auf. DROPDOWN 7 jagte durch die hohen Gräser der Wiese direkt auf den Fußballplatz zu. Es war kurz vor 3 Uhr! „Das Turnier des 1. FC Superkick!“ Gleich würde das Spiel beginnen.
Lenny erkannte seine Mannschaft schon von weitem an ihren grün-gelben Trikots. Cem, Kea, Lukas, Finni, Samir, Noemi, Joa, Elisa und Alp. Aber warum machten sie so ernste Gesichter? Warum ließen sie ihre Köpfe hängen? War etwas Schlimmes passiert?
DROPDOWN 7 hupte, um sich bemerkbar zu machen, aber niemand sah zu ihm hin. Sie waren einfach viel zu klein!
„Samir, ich bin‘s, Lenny!“ schrie er „Könnt ihr mich nicht hören?“
Weil wieder niemand aufschaute, stieg Lenny kurzerhand aus dem Wagen und rannte über das Spielfeld. Seine Beine zitterten ein bisschen, denn er war schon lange nicht mehr so schnell gelaufen.
Angekommen! Samirs Fußballschuhe würde Lenny unter tausend anderen wiedererkennen. Auf ihnen klebte nämlich ihr geheimes Freundschaftszeichen: Der rote Löwenkopf. Jetzt hieß es, volle Muskelkraft voraus, denn Lenny wollte bis zu Samirs Ohr klettern.
„Hallo Löwe! Tschüss Löwe!“ grüßte Lenny den Fußballschuh, kletterte weiter zum Schienbeinschoner, über die Hose, dem FC Superkicker T-Shirt bis er endlich an Samirs Ohr angekommen war.
„Samir!“ schrie er direkt in seine Ohrmuschel rein. „Ich bin‘s, Lenny! Hier bin ich! Direkt in deinem Ohr!„
Aber statt einer Antwort bohrte sich bloß Samir‘s riesiger Finger in den Gehörgang, gefolgt von einem heftigen Kopfschütteln und einem kräftigen Niesen. „Mann juckt mich das im Ohr.“ brummte sein bester Freund.
Lenny musste sich verdammt gut an Samirs Haarlocken festhalten, um durch das Kopfschütteln nicht in hohem Bogen runterzufliegen. „Pass doch auf, Mann! Fast wäre ich runtergeflogen!“ boxte er ihn gegen das Ohrläppchen. „Und hör auf, dich so zu schütteln! Du bist doch kein Hund!“
Um sich von dem Schreck zu erholen, setzte er sich erstmal auf Samirs Schultern. Von hier oben hatte er echt eine super Aussicht. Und das Beste war: Er würde das ganze Spiel hautnah verfolgen können!
Nun verstand er auch, warum seine Freunde so mutlos waren: Die gegnerische Mannschaft waren die gefürchteten FC Knochenbrecher! Sie waren bekannt für ihr unfaires Spiel und ihre gemeinen Fouls.
Hey, da war ja Elisa! Sie rannte direkt auf sie zu. „Samir, diese blöden Knochenbrecher sind in Bestform!“ flüsterte sie atemlos „Ich habe sie gestern beim Training gesehen. Das wird kein Spaziergang heute!“
Samirs Kopf sank noch ein Stück tiefer. „Keine Chance.“ Murmelte er leise. „Sie sind einfach zu stark für uns.“
Lenny verstand nicht, was mit Samir los war. So hatte er ihn ja noch nie erlebt. Da hatte ja jeder Fahrradschlauch mehr Mut! Dachte er empört. „Sag mal spinnst du?“ brüllte er ihm von der Schulter aus zu: „Aufgeben ist nicht!“
Als hätte Samir ihn diesmal gehört, schüttelte er erneut den Kopf. „Hat ja doch alles keinen Sinn.“
Erst staunte Elisa Bauklötze, dann wurde sie richtig sauer. Samirs Gejammer war ja nicht auszuhalten! Sie stemmte ihre Arme in die Seiten und wurde vor Wut ganz rot im Gesicht. „Ja dachtest du denn wirklich, dass wir den Sieg gegen die Knochenbrecher einfach so geschenkt bekommen?“ schrie sie. „Dass wir gewinnen, ohne zu Kämpfen?“ Empört trat sie Samir kräftig gegen das Scheinbein. Und zwar genau dort, wo keine Schützer mehr waren.
„Aua, spinnst du?“ Samir rieb sich das Bein. „Mann, das tat weh!“
Aber statt sich zu entschuldigen, zuckte Elisa bloß die Schultern. „Ja und?“ lächelte sie zuckersüß. „Dann tut es eben mal weh. Aber der Schmerz geht auch wieder weg.“ Sie fasste Samir vorsichtig beim Arm. „Du hast Schiss. Aber den haben wir alle.“
Verlegen schaute Samir auf seine Fußspitzen. „Ich habe keine Angst!“ murmelte er wenig überzeugend. Um ihm Mut zu machen, schlug ihm Elisa kräftig gegen die Brust. „Umso besser. Wenigstens einer, der sich nicht in die Hosen macht. Ich für meinen Teil habe nämlich ziemlichen Bammel davor, dass wir mindestens 10 zu 0 verlieren. Bei dem Gegner… Guck dir doch bloß den da drüben mal an!“
Sie zeigte auf Jürgen Knochenbrecher, einen der größten und stärksten Jungs der ganzen Mannschaft. Er war fast doppelt so groß wie Samir und mindestens dreimal so breit. In sein Trikot passte locker die halbe Superkicker Mannschaft. Wenn nicht sogar alle!
Es war drei Uhr. Der Schiedsrichter holte seine Trillerpfeife raus. Das Spiel wurde angepfiffen.
„Glaubst du etwa, Lenny kämpft im Krankenhaus nicht auch jeden Tag gegen seine Knochenbrecher-Krankheit?“ fragte Elisa leise und schaute Samir fest in die Augen. „Meinst du etwa, er hat keine Angst? Oder Schmerzen? Aber trotzdem macht er sich nicht in die Hose. Lenny würde nie aufgeben. Er wird so lange kämpfen, bis er gegen seine blöde Knochenbrecher-Krankheit gewonnen hat!“
Samir schaute in Richtung Krankenhaus. „Weiß ich.“ flüsterte er. „Lenny ist aber auch kein Schisser.“
Elisa kickte ein Stöckchen vom Spielfeld. „Und du bist auch kein Schisser. Es ist okay, Angst zu haben. Niemand ist immer mutig. Aber einfach aufgeben ist nicht drin. Wer kämpft, kann gewinnen. Wer nicht kämpft, hat schon verloren hat mein Opa immer gesagt. Also los!“
Grinsend schlug Elisa Samir nochmal kräftig gegen das andere Schienbein. „Zwei blaue Flecke sehen sowieso viel besser aus, als nur einer!“ lachte sie und rannte wie eine Dampfwalze direkt auf Jürgen Knochenbrecher zu.
„Jetzt zeigen wir den Knochenschissern mal, wie echte Superkicker Fußball spielen. Los, holen wir uns den Sieg! Für Lenny!“
Elisas Worte schienen magische Zauberkraft zu enthalten, denn plötzlich fühlte sich Samir so stark und mutig wie ein Löwe!
„Volle Löwenkraft voraus.“ schrie er es übers ganze Spielfeld hinaus. „Hörst du das Lenny, wir gewinnen!“
Und ob Lenny das gehört hatte. Schließlich saß er ja direkt auf Samirs Schultern. Träumte er, oder hatte sein bester Freund eben wirklich zugegeben, dass er gar nicht so mutig war? Dass auch er sich vor Angst manchmal sogar fast in die Hose machte?
Das waren ja großartige Neuigkeiten! Ganz schwindelig war ihm vor Glück. Alles um ihn herum drehte sich: Der Himmel, das Spielfeld, die Knochenbrecher, Samir, Elisa, schneller und schneller raste alles im Kreis
KLATSCH! Platschte ein Regentropfen gegen das Fenster. Oder war es Tarik gewesen, der hinter ihm in die Hände geklatscht hatte?
„Fertig! Hast du gut gemacht, mein Großer!“ Verwundert schaute sich Lenny um. Wieso war er plötzlich wieder im Krankenzimmer? Wo war sein Rennauto? Wo das Fußballfeld? Hatte er etwa alles nur geträumt?
Verwirrt schaute er seinen Gesundheits- und Krankenpfleger an. Doch der lächelte nur. „Hey, schau mal zum zur Tür. Du hast Besuch.“
Tatsächlich! Hinter der Scheibe stand Mama. Und wer stand direkt neben ihr? Etwa Samir? Wie sah der denn aus?
„Hey Lenny!“ winkte er. Mit seinem blau angeschwollenen Auge und seiner Zahnlücke lächelte er ganz schön schief. Und Elisa? Die sah auch nicht besser aus mit ihrer dicken roten Schramme quer übers ganze Gesicht. Aber beide strahlten wie die Honigkuchenpferde.
Zehn Finger zeigte Samir hinter der Scheibe. Elisa acht. Lenny konnte es nicht glauben. „Zehn zu acht gewonnen?“ Das war ja unglaublich! Breit grinsend holte Mama den goldenen Pokal hinter ihrem Rücken hervor. Samir und Elisa hielten beide Daumen hoch. „Für dich!“ sagten ihre Blicke. „Den haben wir ganz alleine für dich geholt.“ Dann winkten sie noch einmal zum Abschied und humpelten nach Hause.
Lenny konnte es gar nicht glauben. Er starrte noch immer auf den Siegerpokal der glänzend und golden auf seiner Bettdecke lag. „Gewonnen gegen die Knochenbrecher“, murmelte er. „Was für ein verrückter Tag!“ Zufrieden kuschelte er sich in seine Kissen und schaute zum Fenster hinaus. Vielleicht würde er etwas schlafen, denn er brauchte jetzt jede Menge Kraft, um bald wieder gesund zu sein. Schließlich wollte er selbst bald auch wieder auf dem Spielfeld kicken. Darauf freute er sich schon.
Draußen hatte es inzwischen aufgehört zu regnen. Die Sonne kam hinter den Wolken hervor, wärmte die Erde und machte den Himmel wieder ganz schön blau.
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